From Dust

Die Spieletester von total-verpLANt sind regelmäßig auf der Suche nach nennenswerten Titeln auf dem unübersichtlich großen Videospielmarkt. Neben großen Blockbuster Titeln bietet dieser nämlich auch viele kleinere, aber dafür umso innovativere Games. Hier möchten wir From Dust vorstellen, ein Spiel, das angenehm anders ist und eine innovative Spielidee präsentiert.


Genre: "God-Game", "Sandbox-Game"

Hersteller: Ubisoft

Plattform: PC, XBOX, Playstation

Erscheinungsdatum: August 2011

USK Freigabe: ab 6 Jahren

total-verpLANt: ab 6 Jahren



So geht's

In From Dust hat der Spieler die Kontrolle über das Schicksal eines Stammes Eingeborener. Geschmückt mit sonderbaren Masken und Körperbemalung, aber ohne jegliche Erinnerung werden sie auf eine raue Urerde geworfen. Ihr Ziel ist es, das Wissen der "Alten", ihrer Vorfahren wiederzuerlangen. Dazu müssen sie in jedem der 13 Level eine Zivilisation errichten, indem sie Totems anbeten und Siedlungen errichten, die kahle Umgebung in ein blühendes Archipelago verwandeln und der Stimme der Natur lauschen. Dabei ist diese selbst der größte Feind für das native Volk: regelmäßig ergießen sich monsunartige Regenfälle, Vulkanausbrüche und Tsunamis über sie, ständig gibt es irgendwo Waldbrände und sogar Erdbeben.

Hier tritt der Spieler auf den Plan, denn er übernimmt die Rolle des "Odems", mit dem das Volk mit der Natur kommuniziert. Der Spieler muss sicherstellen, dass das Volk alle Totems pro Level besiedeln kann, dass die entstehenden Siedlungen vor Naturkatastrophen sicher sind, und dass die Ureinwohner letztendlich über ein Portal den nächsten Level erreichen. Die Schamanen des Volkes warnen den Spieler vor eintreffenden Naturkatastrophen kurz bevor sie eintreten und für den Spieler tickt nun die Uhr, seine Schäflein zu retten.

Hierzu kann er Wasser, Sand und Lava aus dem Level aufnehmen und an anderer Stelle wieder abladen. Das Spiel reagiert dann in Echtzeit auf diese Veränderungen. So muss der Spieler zum Beispiel rasch eine Gebirgskette mit trocknender Lava verstärken, damit diese massiv genug für einen herannahenden Tsunami ist; oder ein Lavastrom, der sich direkt auf ein Dorf zubewegt muss umgeleitet werden, damit das Dorf vor den Flammen sicher ist. Denn sowohl überflutungen als auch Brände sind der Untergang einer jeden Siedlung.

Die Echtzeit des Spiels geht dabei noch einen Schritt weiter, denn sollte das Dorf doch mal in Flammen stehen, kann der Spieler direkt mit dem Odem über Meerwasser fahren, eine rettende Menge aufnehmen und diese über den brennenden Gebäuden ablassen. Jede Veränderung der Umgebung, jedes Entfernen und Hinzufügen von Sand, Wasser und Gestein wirkt sich direkt darauf aus, wie Wasser und Lava fließen, wo Land wächst und erodiert, wo Wald entsteht und wo er niederbrennt.

Das Spiel ist aufgeteilt in den Story Modus und den Aufgabenmodus, indem die Kreativität des Spielers im Umgang mit den Elementen in verschiedensten Aufgaben auf die Probe gestellt wird. Der wichtigste Teil des Spiels, der Story Modus, führt den Spieler nicht direkt mit einem eigenen Tutorial in die Welt von From Dust ein: Vielmehr beginnt dieser Teil mit einem sehr leichten Level, in dem die grundlegenden Mechaniken erklärt werden. Mit jedem Level erweitert dann der Handlungsfreiraum, aber auch die Komplexität der Umgebung und damit steigt der Schwierigkeitsgrad stetig an. Somit sind für das Absolvieren der ersten Levels nur ca. 10-20 Minuten nötig, während der Spieler für spätere Level bereits 30-60 Minuten Spielzeit benötigt.



Unsere Beurteilung

From Dust ist ursprünglich. Gewaltige Naturkräfte treffen aufeinander: Vulkanausbrüche, Tsunamis, überschwemmungen, Waldbrände - so mag man sich die Urerde vorstellen. Alles geschieht so schnell, die Welt verändert sich in geologisch rasendem Tempo. Und inmitten dieser mahlenden Kräfte soll es Platz für Leben geben? Ja.

Dieses Volk, mutig den Naturgewalten trotzend, ist auf der Suche nach seiner Identität.  Was ist mit den "Alten" geschehen? Wo sind Ihre Erinnerungen? Mit ihrer Verbundenheit zur Natur und ihrer spirituellen Musik erinnern die Ureingeborenen an Aborigines. Mit Hilfe ihrer Musik und ihrer Spiritualität entwickelt sich eine Kultur und die Erinnerungen der "Alten" kehren zurück. Der Spieler ist dabei jedoch nur Wegbereiter und Beobachter. Seine Aufgabe ist es Wasser, Feuer, Stein und Lava zu beherrschen. Und das macht unglaublich viel Spaß.

Dies tut der Spieler in einer Sandbox - Umgebung: Mit diesem Begriff werden Spiele bezeichnet, die eine offene Spielwelt beinhalten, in der der Spieler sehr großen Handlungsfreiraum hat. Er kann entweder die Hauptgeschichte vorantreiben, oder nebensächliche Aufgaben erfüllen, die im Falle von From Dust zusätzliche Minispiele im Aufgabenmodus freischalten. Desweitern hat der Spieler die Freiheit Aktionen durchzuführen, die die Geschichte nicht weiter beeinflussen, wie freies Gestalten der Umgebung mit allen zur Verfügung stehenden Elementen. Und dies ist nach Meinung der Spieletester ein zentrales Element in From Dust. Denn From Dust ist wohl das Sandbox Game schlechthin.

Nicht nur hat der Spieler die Möglichkeit, Wasser, Sand und Lava frei in der Umgebung zu bewegen, besiedelte Totems schalten auch zusätzliche Fertigkeiten frei. Mit diesen kann der Spieler Wasser gefrieren, Waldbrände löschen, Ozeane verdampfen, und sogar Materie verschwinden lassen und erzeugen. Es gibt ebenfalls die Möglichkeit, einen Wasser- oder Lavaschutz für die Siedlungen zu finden und zu aktivieren. Mit diesem Wissen beginnen die Bewohner zu musizieren, und der drohende Fluss wird Trommelschlag für Trommelschlag aus dem Dorf gedrängt.

Diese Aktionen des Spielers bewegen sich in einer Vielzahl an Naturgesetzen: Sand schmilzt bei Kontakt mit Lava; Wasser verdampft in Kontakt mit Lava; Gestein erodiert zu Sand; Wasser in größeren Mengen trägt Sand ab; Pflanzenbewuchs verhindert Erosion; Vulkane wachsen, da Lava zu Stein aushärtet; Wasser wird durch Sand und Gestein verdrängt; Sand zerfließt, wenn er zu hoch aufgetürmt wird; Lava die zu langsam fließt, gerinnt zu Stein; Wasser verdampft zischend, da wo Vulkane auf das Meer treffen.

Welten erschaffen, Berge versetzen, Ozeane teilen. Der Spieler kreiert Dinge aus dem Nichts, aus Staub. Gipfeln tut die Kontrolle über die Elemente im letzten Level. Die Ureingeborenen haben nun ihre vollständige Erinnerungen zurückerlangt, und wir können nun Land aus dem Meer wachsen lassen und Vulkane beliebig entstehen lassen. Wir sind Herr über Tsunamis und Springfluten.

Nicht umsonst erinnert From Dust an Black and White (in dem der Spieler gottähnlich Zivilisationen erschafft und untergehen lässt). Das Spiel wurde von Eric Chahi geschaffen, der bekannt ist für seine ausgefallenen Ideen, die Titel wie Another World oder Populous beeinflusst haben.

Trotz der ausgefallenen und weiträumigen Spielweise in From Dust wären ein paar mehr Eingriffsmöglichkeiten in das Geschehen des Volkes selbst wünschenswert gewesen. Denn diese beschränken sich lediglich darauf, Dorfbewohner zu unbesiedelten Totems oder Portalen zum nächsten Level zu senden. Ein wenig mehr Freiraum in Dorfverwaltung und -positionierung hätte eine zusätzliche Gameplay-Ebene geschaffen.

Der Sandbox-Charakter des Spiels beschränkt sich hauptsächlich auf die Gestaltungsmöglichkeiten der Umgebung und der Art und Weise, wie der Spieler das Volk ans Ziel bringen möchte. Zusätzliche Nebenaufgaben hätten dem Spiel gut getan. Der Spieler hat zwar fast grenzenlosen Gestaltungsfreiraum, dieser würde aber durch ebensolche Nebenquests zusätzlich gefüllt werden.

From Dust hätte sich vor 10 Jahren nicht so authentisch realisieren lassen wie es heute der Fall ist, denn die überzeugende Grafik trägt sehr zur Spielatmosphäre bei. Die Elemente bewegen sich glaubwürdig und dynamisch und sehen sehr gut aus. Vor allem Wassereffekte, die in Computerspielen oft als Aushängeschild angesehen werden, sind in From Dust sehr überzeugend.  Auch haben die Entwickler den Effekt der Schärfentiefe gekonnt eingesetzt.

Problematisch kann es bei From Dust bei regelmäßig auftretenden Naturkatastrophen werden, denn diese können den Spieler schon mal unter größeren Zeitdruck setzen.

Fazit

From Dust ist angenehm anders und präsentiert eine innovative Spielidee. Allerdings muss dem Spieler bewusst sein, dass sich From Dust nur auf das Umlagern von Elementen beschränkt, mit dem Ziel, dem Stamm den Weg in den nächsten Level zu eröffnen. Bedenkt man allerdings den Kaufpreis und die Tatsache, wie diese Spielidee umgesetzt ist, ist der Umfang mehr als ausreichend. Der Spielspaß hängt von der Kreativität des Spielers ab, er ist nicht immer von vornerein präsent.  Lässt der Spieler sich nicht auf das Spiel mit den Elementen ein, kann es schnell langweilig werden. Zudem wären Eiswelten mit Gletschern, Lawinen o.ä. auch interessant gewesen.

Das Spiel wird über den so genannten Ubisoft Game Launcher gestartet und benötigt ähnlich wie bei Steam eine Internetverbindung für den Startvorgang.

  

14. Dezember 2011 - 01:21
( chriz )

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